Papi werden: Erziehungstipps für Väter - Vater sitzt mit Baby auf dem Boden und spielt Gitarre

Erziehungstipps für Väter

Beim Thema Kindererziehung herrschen einige Ansichten, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Gibt es überhaupt die perfekte Erziehung? Auf was sollten Sie als Vater achten? Lesen Sie hier wichtige Erziehungstipps von zwei Vätern.

 Autor Markus Bürki Markus Bürki ist Vater von zwei Söhnen, (2015 und 2019), Supervisor bso, Erwachsenenbildner (SVEB2), Väter- und Männercoach und Umweltberater. Er bloggt über sein Vatersein und -werden unter www.paparlapapp.ch. Als „Wenigzeit-Musiker“ schreibt er hin und wieder Kinderlieder oder auch sonstige Songs welche auf Spotify unter Markus Bürki zu hören sind. Bürki bietet Trainings, Workshops sowie Einzel- oder Gruppenberatungen an.

 Autor Michael Gohlke Michael Gohlke ist Vater von drei Kindern. Er gründete im Jahr 2000 das Väternetzwerk Avanti Papi und arbeitet seither im Nebenerwerb als Autor und Berater im Väterbereich unter www.vatersein.ch. Der gelernte Elektroniker arbeitete 20 Jahre als Techniker in der Informatik bevor er 2013 den Quereinstieg als Lehrperson Kindergarten absolvierte. Seither arbeitet er als Klassenlehrer an einer Zürcher Schule. In seiner Freizeit spielt und trainiert er Tischtennis und ist seit neuestem in einer Eishockey Amateurliga aktiv.

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Erziehungstipps für Väter von Markus Bürki

Wer zieht alles mit beim Erziehen?

Erziehung hat „ziehen“ im Wort. Ziehen wir also unsere Kinder dahin wo sie hinsollen? Aber wollen unsere Kinder auch dahin? Oder ziehen wir sie dahin, weil die Gesellschaft gerade dorthin zieht? Was ist ein Muss beim Ziehen, was geht gar nicht? Wann ist zu viel zu viel? Und wann ist es zu wenig? Das fängt ja schon heiter an...

Mein Älterer spielt einfach wahnsinnig gerne mit Holzschwertern, selbstgebastelten Gewehren und anderen Stöcken und Plastikteilen die dann irgendwie zu etwas umfunktioniert werden. Ist er einfach „männlich“ oder hat er das von mir? Was gibt die Gesellschaft aktuell für ein Bild von Männlichkeit vor? Hat sich das geändert?

Muss ich ihn nun irgendwo hinziehen? Oder verzieht er sich dann noch von selber?

Es sind unglaublich viele Einflüsse die auf unsere Kinder einwirken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Jungs lauter und wilder sind. Natürlich nicht alle und nicht immer, aber ich würde für diese Verallgemeinerung fast meinen Fuss in die glühende Kohle stellen. Ist da bereits das Testosteron schuld? Als Schreiber von Kinderliedern habe ich einen Song geschrieben der heisst „gaggi, bisi, schnäbi, furz“. Ist das nun eher männlich? Und würde der Song in „weiblich“ dann heissen „röckli, häärli, muschi, lüftli“? Wohl kaum.

Wie dem auch sei. Mein Älterer hat noch nie eine Gewaltszene im TV gesehen. Wir kaufen ihm keine Gewehre und sogar die Wasserpistole haben wir wieder weggeräumt. Trotzdem hat er das von irgendwo. Von seinen Spielkameraden? Von mir?

 Tipp

Ich liebe Death-Metal, habe viele CDs mit schrecklichen Covern, bin tätowiert, trage immer noch hin und wieder schwarze T-Shirts mit Blut oder anderen skurrilen Sachen drauf. Soll ich nun wegen meiner Kinder aufhören damit? Ich finde nicht. Weil mich Death-Metal lebendig macht und ich bin doch gerne ein lebendiger Vater.

Aber mein Sohn sieht mich, sieht, was ich mache und macht das wohl irgendwie nach. Erziehung passiert viel so nebenbei statt mittendrin. Irgendwer hat einmal gesagt, deine Kinder werden dir noch ähnlicher, als es dir lieb ist. Na dann...seien Sie ein Vorbild aber bleiben Sie sich treu mit Haut und Haaren. Um das Modewort noch zu zücken: Authentizität!

Konsequenz des konsequent sein

Irgendwann kommt der Spruch: „Du musst konsequent sein, dann geht fast alles!“ Ich habe ihn schon vor langem gehört. Und er stimmt auch. Und er kommt immer mal wieder. Konsequente Eltern bringen ihren Kindern effektiv mehr als die Wankelhaften. Aber Ihre Kinder sind so liebe, kleine, lustige Kopien von Ihnen und Ihrer Partnerin, da können Sie gar nicht immer konsequent sein. Was könnte helfen?

 Tipp

Eventuell die Tatsache auch mit Ihren Kindern schon früh darüber zu reden, dass MANN nicht immer genau so konsequent ist wie MANN sich das wünscht. Es manchmal einfach gut sein lassen, ist auch schön. Oder mit dem Kind eine Glacé essen und der Mama nichts sagen. Rock 'n' Roll im Kinder-Alltag.

Wer viel Zeit mit seinen Kindern verbringt, der kann wohl auch besser in Sachen Erziehung brillieren. Und natürlich wünschen wir uns alle keine Kinder, die später einmal drogensüchtig werden, andere Menschen quälen oder sonst irgendwie neben die Bahn geraten. Das ist klar. Und dennoch haben wir nicht alles in den Händen, weil Kinder eben auch einen Eigenantrieb haben. Sonst würden wir ja als Erwachsene auch alle das wählen und abstimmen, was am lautesten ist. Und das ist auch nicht so.

Auch wir besitzen einen Eigenantrieb und einen eigenen Willen. Das Kind auch. Und dann prallen diese beiden Welten hin und wieder aufeinander. Das ist nicht tragisch. Tragisch wäre, wenn es keine Reflexion davon geben würde.

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 Wohin geht die Reise?

Erziehen ist immer ein Abwägen, Laufen lassen und wieder von vorne. Es endet nie und es gibt kein Patentrezept. Seien Sie sich selber, seien Sie echt und ehrlich, gerade wenn es um Ihre Kinder geht. Sagen Sie ihnen, wenn sie zu weit gegangen sind und Sie etwas verletzt hat. Geben Sie ihnen viel Lob und suchen Sie nach einem System, das anzusprechen, was nicht gut funktioniert, um es so zu verbessern. Es gibt kein Perfekt in der Erziehung. Es gibt wohl nur ein echtes Mitgehen und Mittragen der Sorgen und Nöte der Kleinen. Und ihre Sorgen und Nöte sind genauso verflixt echt wie unsere. Dies muss uns stets bewusst sein. Wenn der blaue Teddy am Morgen weg ist, dann ist das einfach schlimm, Punkt. Nehmen wir uns doch immer wieder an der eigenen Nase beim Thema Erziehung. Zur Wiederholung. Reflektieren, Reflektieren und dann wieder von vorne. Immer wieder. Und noch einmal. Rock 'n' Roll- Train.

Der Autor

 Autor Markus Bürki Markus Bürki ist Vater von zwei Söhnen, (2015 und 2019), Supervisor bso, Erwachsenenbildner (SVEB2), Väter- und Männercoach und Umweltberater. Er bloggt über sein Vatersein und -werden unter www.paparlapapp.ch. Als „Wenigzeit-Musiker“ schreibt er hin und wieder Kinderlieder oder auch sonstige Songs welche auf Spotify unter Markus Bürki zu hören sind. Bürki bietet Trainings, Workshops sowie Einzel- oder Gruppenberatungen an.

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Erziehungstipps für Väter von Michael Gohlke

«Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.»

Dieses Zitat wird dem deutschen Komiker Karl Valentin zugeschrieben. Ergänzen könnte man noch, dass sie uns nicht nur alles nachmachen, was wir machen, sondern auch was wir nicht machen. Kinder sind, was das Verhalten von uns Erwachsenen angeht, sehr gute Beobachter. Sie erben quasi vieles nicht über die Gene, sondern über das Verhalten ihrer Eltern.

 Tipp

Erinnern Sie sich, wie präsent Ihr Vater war. Wieviel Zeit hat er sich genommen und wofür? Welche Werte hat er Ihnen vermittelt (Verbal, aber auch durch sein Verhalten). Was davon möchten Sie Ihrem Kind weitergeben und was möchten Sie bewusst anders machen?

Die männliche Erziehung

Väter waren in der Erziehung ihrer Kinder schon immer präsent. Vor der Industrialisierung war die ganze Familie entweder auf dem elterlichen Hof oder die Werkstatt war im Wohnhaus integriert. So oder so mussten die Kinder mitarbeiten. Natürlich gab es eine gewisse Rollenteilung zwischen Mann und Frau, aber abwesend wurden die Väter erst, als sie das Haus für ihre Arbeit verlassen mussten und die Kinder tagsüber in die Schule gingen.

Heute sind die Väter zum Glück wieder präsenter. Zum Glück für die Väter, aber auch für die Kinder, denn männliche Erziehung unterscheidet sich tendenziell von derjenigen der Mütter, was den Kindern durchaus zu Gute kommt. Hier einige Beispiele:

  • Väter spielen überraschender, herausfordernder und manchmal (zum Schrecken vieler Gross-, Schwieger- und sonstiger Mütter) auch gefährlicher. So lernen die Kinder mit Gefahren umzugehen und Ängste zu überwinden. 

    Tipp: Schätzen Sie das Risiko selbst ein. Je nachdem, wer mit dem Kind spielt, entscheidet, was zumutbar ist.

  • Väter fördern Durchhaltewille und Tapferkeit, während Mütter eher negative Emotionen auffangen und trösten. 

    Tipp: Probieren Sie’s aus: Fällt das Kind hin, rufen Sie laut «Oje, das hat sicher weh getan» oder schauen Sie weg oder sagen beiläufig «hoppala». Wenn es nicht wirklich weh getan hat, wird die Reaktion des Kindes wahrscheinlich sehr unterschiedlich ausfallen. Hat es hingegen weh getan, können Sie das Kind immer noch trösten.

  • Die meisten Paare nehmen Temperaturen unterschiedlich war. Das gilt auch für Kinder. Während die einen nie zu frieren scheinen, fröstelt es andere schon beim Anblick von Schnee und Regen. Schon nach wenigen Monaten sind Kinder in der Lage, ihre Körpertemperatur zu regulieren, so dass Sie nicht viel falsch machen können. 

    Tipp: Kleiden Sie Ihr Kind so, wie Sie es für angebracht halten. Für Babys sind Sie zuständig, Kleinkinder können Sie getrost auch mal selbst entscheiden lassen, was sie anziehen wollen. Denn merke: Kälte macht Kinder nicht krank, Kälte macht, dass Kinder frieren. Sollte sich Ihr Kind im Winter für ein T-Shirt entscheiden, macht es im besten Fall eine lehrreiche Erfahrung. Den Pulli und die Jacke können Sie ja trotzdem vorsorglich mitnehmen.

  • Väter spielen körperlicher mit ihren Kindern, was für das Körpergefühl der Kinder sehr wichtig ist. 

    Tipp: Balgen Sie mit Ihrem Kind, kitzeln sie es, heben und schwingen Sie es in die Luft, legen Sie sich auf den Rücken und stemmen das Kleine einarmig hoch, usw.

Kämpferisch die Kräfte messen

Die meisten Kinder kämpfen gerne. Nicht, weil sie so Aggressionen abbauen wollen (das gibt es natürlich auch), sondern weil es eine spielerische Art ist, Kräfte zu messen. Balgen, rangeln und kämpfen will aber gelernt sein. Natürlich kann es vorkommen, dass sich dabei jemand weh macht. Das ist kein Problem, wenn man sofort aufhört und sich auch mal entschuldigt. Beim Kämpfen kann spielerisch gelernt werden den eigenen, aber auch den Körper des anderen wahrzunehmen und fast noch wichtiger: die eigenen Grenzen und die des anderen zu respektieren.

 Tipp

Kämpfen kann man auf dem Bett, auf der Wiese, im Wasser, auf einem Bein balancierend, im Schnee, aber besser nicht vor dem Schlafengehen.

 Einstellung der Mutter ist entscheidend

Bei all den Unterschieden ist es wichtig zu wissen, dass es kein besser oder schlechter gibt. Im Gegenteil: Das Kind lernt mehr, wenn es unterschiedliche Verhaltensweisen kennenlernt. Kinder erleben unterschiedliche Verhalten nicht als Widerspruch, sondern als Bereicherung, die sie im Übrigen ab einem gewissen Alter auch gegen Sie auszuspielen versuchen («Bei Mami darf ich das aber… Papi erlaubt mir das…»).

Dabei ist die Einstellung und Wertschätzung der Mütter gegenüber dem väterlichen Engagement von entscheidender Bedeutung, sprich: Männer beteiligen sich meist nur so viel, wie Mütter es zulassen. So, wie sich Frauen in der Berufswelt oft noch ihren angemessenen Platz erkämpfen müssen, geht es den Vätern bei der Familienarbeit. Die meisten Mütter wünschen sich ein grosses Engagement der Väter bei der Familienarbeit, oft aber gemäss ihren Vorstellungen.

 Tipp

Sind Sie zuständig, machen Sie es so, wie Sie es für richtig halten.
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Der Autor

 Autor Michael Gohlke Michael Gohlke ist Vater von drei Kindern. Er gründete im Jahr 2000 das Väternetzwerk Avanti Papi und arbeitet seither im Nebenerwerb als Autor und Berater im Väterbereich unter www.vatersein.ch. Der gelernte Elektroniker arbeitete 20 Jahre als Techniker in der Informatik bevor er 2013 den Quereinstieg als Lehrperson Kindergarten absolvierte. Seither arbeitet er als Klassenlehrer an einer Zürcher Schule. In seiner Freizeit spielt und trainiert er Tischtennis und ist seit neuestem in einer Eishockey Amateurliga aktiv.