Kinder sind draussen am Basteln

Kreativförderung im Familienalltag

Kreativität ist viel mehr als Malen und Basteln. Kreativität bedeutet, unkonventionelle Lösungen zu finden und innovative Ideen zu entwickeln. Je komplizierter, vielfältiger und vernetzter unsere Welt wird, umso mehr braucht es Menschen mit grossem Einfallsreichtum und Flexibilität. Und wo kann man Kreativität besser üben als mit Pinsel, Schere, bunten Farben und spannenden Materialien? Hier sind einige Tipps, um Kinder in ihrem kreativen Prozess zu begleiten und zu fördern. 

Es ist sehr gross, das Paket, das der Postbote zur Türe hereinschiebt. Es scheint auch schwer zu sein. Die Augen der Kinder leuchten – und das nicht wegen des Inhaltes! Die grosse Kartonschachtel ist das Objekt der Begierde. Was wird dieses Mal daraus gebastelt? Ein Haus, ein Auto oder doch ein fliegendes Einhorn-Schloss? Meistens wissen die Kinder das vorher auch noch nicht, oft inspirieren Form und Grösse der Schachtel das Endprodukt oder ein Thema, das den Kindern gerade am Herzen liegt, bestimmt den Prozess. Vielleicht möchten sie dieses Mal auch einfach den Karton an sich erforschen, die Faltungen analysieren und die Verbindungen lösen.
 

Chaos mit Grenzen

Kinder am besten einfach machen lassen, im Wissen, dass ein grosses Chaos entsteht. Denn das scheinbar planlose Vorgehen ist kreativ wertvoll und macht sie glücklich. Und die Kinder sollen wissen, dass am Schluss gemeinsam aufgeräumt wird. Denn Kreativität und Familienalltag, das funktioniert nur mit klaren Regeln:
  • Das «künstlerische Chaos» darf nicht über die Grenzen des dafür vorgesehenen Ortes hinausgehen.
  • Dem Bastelmaterial und -werkzeug muss Sorge getragen werden. So müssen die Leim- und Filzstiftdeckel nach jeder Bastelsequenz geschlossen werden.
  • Abfallmaterial gehört in den Papierkorb, der extra dafür in der Nähe steht.
  • Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, wird aufgeräumt und Ordnung geschaffen.
Bub am Basteln

Kreative Kinder begleiten

Kinder in ihrem kreativen Prozess zu begleiten und zu fördern kann sehr herausfordernd sein, nicht nur wegen des Chaos. Eine wertschätzende Begleitung ist wichtig, sie wirkt motivierend und spornt an. Dabei sollten möglichst keine Verbesserungsvorschläge oder Vorgaben gemacht werden, denn sie schränken die Fantasie und das eigene kreative Denken der Kinder erheblich ein. Kinder sind Forscherinnen und Erfinder! Wenn wir sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen, begreifen sie von selbst, warum etwas klappt oder nicht.

Wertschätzung ist mehr als lobende Worte. Sie ist eine innere Haltung und nimmt Kinder als Ganzes wahr, unabhängig von ihrer Leistung und dem Endergebnis. Es ist wichtig, mit den Kindern über ihre Werke zu sprechen, ohne wertende Fragen oder Aussagen zu machen. Dafür eignen sich offene, unspezifische Fragen und neutrale Aussagen, welche die Kinder zum Denken anregen. Fragen wie «Was hast du beim Basteln erlebt?», «Wie hast du das Problem (z.B. Stabilität) gelöst?» und Formulierungen wie «Ich sehe, …» oder «Mir ist aufgefallen, dass …» zeigen die neutrale Anteilnahme und regen die Kinder an. 

Die Begleitung des kreativen Schaffensprozesses von Kindern ist anspruchsvoll und erfordert von Erwachsenen Zeit, Geduld und das Loslassen unserer eigenen Vorstellungen. Aber der Aufwand lohnt sich. Wer noch mehr Tipps möchte: Im Buch «Kreative Kinder» finden sich unzählige Inputs, wie Kreativität und Familienalltag zusammen funktionieren. Dazu liefert KILUDO regelmässig coole und bunte Ideen, Anleitungen und Spielideen.

Übrigens: Die Kartonschachtel wurde zu einem Doppelsitzer-Propellerflugzeug! Das düst nun noch einige Zeit durchs Wohnzimmer, danach wird es gemeinsam entsorgt. Kreativität braucht Platz für Neues!

 
In Zusammenarbeit mit KILUDO – Das digitale Schweizer Kreativmagazin für Kinder zwischen 3 und 10 Jahren. Hier gibt es Ideen, Anleitungen und Vorlagen zum Basteln, Spielen und Experimentieren. Weitere Informationen unter www.kiludo.ch.
Das Buch «Kreative Kinder» kann im Shop bestellt werden.